[dropcap size=small]I[/dropcap]rgendwo da draussen gibt es immer jemanden, der sie programmiert: Videospiele, die die alte Tradition der schlechten Filmumsetzungen fortführen, ohne sich dabei zu schämen. “Ring: Terror`s Realm” hält die Tradition mit Bravour ein, denn egal von welcher Seite man es betrachtet: Es wirkt nirgendwo rund.

“Ring: Terror`s Realm” basiert auf einer in Japan sehr erfolgreichen Filmreihe und Fernsehserie, die in der internationalen Horrorszene zumindest via Videorelease für Furore gesorgt hat. Die Kinofilme über einen Fluch, der durch Videobänder weitergegeben wird, zeichneten sich durch eine subitle Art der Darstellung aus, die man in der Softwareumsetzung leider mit der Lupe suchen muss. Zu allem Übel hat noch nicht einmal die Story viel mit der Kinovorlage gemeinsam: Meg Rainman nimmt den Arbeitsplatz ihres Freundes Robert Daniel ein, der unter mysteriosen Umständen starb. Er arbeitete in einer Computerfirma und hatte zuletzt seine Hände auf einem Projekt namens “Ring”. Meg startet am ersten Arbeitstag den Laptop ihres ehemaligen Freundes und wird mit dem besagtem Programm konfrontiert. Was sie fortan leider herausfinden wird: Meg ist nun mit dem sog. “Ring-Virus” infiziert, prizipiell soetwas wie einen Fluch, der sie, sofern sie ihn nicht loswerden kann, in 7 Tagen umbringen wird.

Eine „Ring“-Versoftung ohne „Ring“

Freunde der Ring-Filme und Bücher, die jetzt immer noch nicht verwundert sind, werden es spätestens bei der ersten Actionszene des Spieles sein: Da es eigentlich rein unmöglich ist, wilde Survivalhorror-Ballereien in das Ring-Universum zu intregieren, machten sich die Entwickler die Idee mit dem Computer zu eigen und werden Meg und den Spieler in eine Art “virtuelle, alternative Welt” werfen, die nur im Laptop als eine Art Videospiel existiert, die dennoch tödliche Folgen haben kann. Meg trägt dann plötzlich einen Kampfanzug und muss dann gegen Kreaturen antreten, die mit Ring eigentlich überhaupt nix zu tun haben. Sehr offensichtlich ist an diesen Stellen auch die Inspiration durch “Silent Hill”, da die virtuelle Welt nicht nur sehr verrottet und düster daherkommt, sondern auch die reale Welt spiegelt. Quasi die Büroräume der Computerfirma in einer Gruselversion.

Wer versucht über den unsinnigen Plot hinwegzusehen (denn trotz krampfhafter Versuche wird er nicht logischer oder kann einen guten Bezug zu “Ring” herstellen), muss die nächste Hürde in Kauf nehmen. Die erste Ernüchterung auf der langen Durststrecke ist die weitesgehend miese audiovisuelle Präsentation. Die Grafik brennt dem Betrachter triste Spielumgebungen auf die Netzhaut, die quadratischer nicht sein könnten und würzt die verbildlichte Langeweile zusätzlich mit staksigen Animationen. Vor allem die Bewegungen im Gesicht der Protagonisten stoßen sauer auf … den es gibt sie nicht. Egal, in welcher Situation sie sich befinden, sie behalten immer denselben Gesichtsausdruck bei. Dummerweise leidet unsere Spielfigur Meg an einem chronischen Dauergrinsen, während andere Figuren sich offenbar an gesichtslosen Holzpuppen orientieren. Wenigstens hat man sich bei der Kamera Mühe gegeben: Der Spieler hat die Möglichkeit im Optionsmenü zwischen verschiedenen Perspektiven zu wählen, die allesamt das Geschehen sehr ordentlich einzufangen wissen. Zudem sieht der Taschenlampen-Effekt ganz gut aus, im Grunde genommen das einzige Highlight in Sachen Grafik.

Repeat, repeat, repeat …

Wer die Optik-Hürde überspringen konnte, kommt garantiert bei dem Sound ins Stolpern. Während es keine Synchronisation gibt (es werden ausschließlich Bildschrimtexte gelesen) und so gut wie nie Effekte zu hören sind (die, wenn sie kommen, nicht besonders toll klingen), ist die Hintergrundmusik damit beschäftigt eine Wiederholung nach der anderen in die Gehörgänge zu hämmern. Die Instrumentenauswahl dabei ist katastrophal, die gesamte Melodie ist oft gefährlich nah an der totalen Dissonanz. Wenn es vergeblich mal gruselig werden soll, summt ein Syntie-Ton vor sich hin, als hätte er nichts zu sagen. Hätte man bei der Grafik noch ein Auge zudrücken können, so ist die Akustik ein totaler Reinfall. Bereits nach der ersten halben Stunde ist man von der ständig Wiederholenden Musik so angenervt, dass man dazu tendiert auf “mute” zu stellen.

Eine schlechte Technik bringt nicht unbedingt ein schlechtes Spiel mit sich, doch wie die Story bereits vermuten lässt, ist der Spannungsbogen nicht vorhanden, da zum einen unendlich langweilige und häufig vorkommene Dialogie auf das Interesse des Spielers eintreten und auch die Actionszenen in der “virtuellen Welt” keinen Thrill beherbergen. Das Aufkommen der Gegner ist so überraschend wie das am 24.12 Weinachten ist und darüber hinaus sehen sie so aus wie hochgewachsene, gehirnamputierte Affen mit langem Fell (ja, ehrlich!). Herausfordernd sind die Monster nicht, ein paar schnelle Schüsse und schon fallen sie zu Boden. Intelligente Rätsel haben die Entwickler übrigens auch vergessen, wer möchte sich bei diesem Gameplay also noch mit der recht hakeligen und ungenauen Steuerung rumärgern?

The Ring: Terror's Realm
Katastrophale Interpretation der Ring-Thematik, die der Vorlage nicht nur eine schallende Ohrfeige verpasst, sondern auch interessierte Horrorspieler auf eine ihrer grössten Geduldsproben ansetzt.
audiovisuelle Präsentation2
Realisierung der Spielmechanik3
inhaltliche Gestaltung und dramaturgische Aufbereitung2
2.3Gesamtwertung
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